Jungzüchterreise nach Schottland vom 21.06. – 25.06.2017

Auf den Spuren der Galloways zu den Wurzeln unserer Rasse.

Bericht von Reni Ritter:

Wer an Schottland denkt, denkt an endlose grüne Landschaften, Dudelsäcke, Schlösser, Schafe und ganz klar – Galloways.

Am 21.06.17 haben wir Jungzüchter des BDG uns gemeinsam mit Horst Kraft und Marianne Wille auf die Suche nach den Ursprüngen unserer geliebten Rinder gemacht. Einige von uns sind das erste Mal geflogen, die Aufregung war dementsprechend groß. Da wir aus allen möglichen Ecken Deutschlands stammen, konnten wir nicht gemeinsam starten, so flog eine Gruppe in München und eine Gruppe in Bremen los. Trotz einiger kleiner Turbulenzen, die die Landung verzögerten, sind wir alle wohlbehalten in Edinburgh angekommen.
Die Reisegruppe aus Frankfurt/München bekam schon einmal die Möglichkeit, Eindrücke von der Stadt und dem ersten großen Highlight, der Royal Highland Show, zu sammeln. Für den Rest aus Bremen war es bei der Ankunft in Edinburgh leider schon tiefe Nacht und so ging es vom Flughafen direkt ins Hotelbett.

Die Royal Highland Show ist mit über 2000 Ausstellern und 6500 Tieren eine der größten Landwirtschaftsausstellungen in Großbritannien. Auf einer Fläche von etwa 18.000 Acres bekamen wir das Beste zu sehen, was GB und Irland zu bieten haben – züchterisch, technisch, künstlerisch, kulinarisch.

Wir durften die Show, die sich im 177. Jahr befand, mit allen Sinnen miterleben. Überall konnte man zuschauen, streicheln, kosten und einkaufen. Eine enorme Vielfalt an Rinder-, Schaf- und Pferderassen aller Farben und Größen waren zu sehen. Natürlich war unser Augenmerk auf die Galloways gerichtet. Als Galloway- Jungzüchter aus Deutschland wurden wir vom schottischen Zuchtverband und seinen Züchtern mit offenen Armen empfangen. Wir konnten Kontakte knüpfen, Fragen stellen und Erfahrungen austauschen. Das war nicht immer leicht, denn nicht viele von uns waren gute Englischsprecher und der schottische Dialekt machte die Kommunikation nicht einfacher.

Die Möglichkeit, mit den schottischen Jungzüchtern länger zu sprechen, blieb uns leider verwehrt, dafür waren die Züchter der Belted Galloway Cattle Society umso aufgeschlossener, von Zan Kirk von den Lowkirkbride Belted Galloways wurden wir auf der Schau zum Barbeque und „Beltie -Burgern“ eingeladen. Interessant war zu sehen, auf welche Art und Weise die Tiere im Ring präsentiert wurden, wie gerichtet wurde, und wie letzten Endes die Entscheidung für den Champion ausfiel. Der Tag auf der Royal Highland Show verging wie im Flug und den Abend ließen wir bei einem gemeinsamen Essen im Restaurant ausklingen. Es gab tatsächlich auch jemanden, der das traditionelle schottische Gericht „Haggis“ (mit Innereien gefüllter Schafsmagen) probiert hat.

Der nächste Tag begann für uns mit einem kleinen Bummel durch Edinburgh. Wir erkundeten die Princess – Street, wunderschöne Kirchen und Friedhöfe und kauften Souvenirs und Postkarten für unsere Lieben zu Hause ein. Das berühmte Edinburgh Castle konnten wir nur aus der Ferne betrachten. Viel Zeit blieb uns nicht, denn wir mussten langsam die Weiterreise aufs Land antreten.
Autofahren in Schottland entpuppte sich als einziges Abenteuer. Nicht nur, dass man auf der anderen Seite fährt und die Verkehrsregeln nicht immer klar erschienen. Je mehr wir uns von der Stadt entfernten, desto hügeliger wurde die Landschaft und das Auto wurde zur Achterbahn. Enge Straßen, bei denen Gegenverkehr so gut wie unmöglich war, rauf und runter in einem rasanten Tempo, das Horst vorlegte, der die Straßen kennt und vorausfuhr. Die Fahrt zog sich und wir nutzten die Gelegenheit, einander kennenzulernen, was ziemlich witzig war, denn wir sprachen alle in verschiedenen Dialekten.
Schon aus dem Autofenster konnte man erahnen, was für unglaubliche Landschaften Schottland in sich birgt. Natürlich dauerte es nicht lange, bis wir einen schönen Platz am Loch Lomond zum Picknicken und Verschnaufen entdeckt hatten. Aber wir waren ja nicht nur nach Schottland gekommen, um die Landschaft zu bewundern, wir wollten endlich Galloway – Farmen besichtigen.
Also folgten wir der Einladung von Duncan und Vivien Maxwell auf die Blairvockie – Farm in Drymen. Die Maxwells bewirtschaften mit ihren Tieren insgesamt 2000 ha, welche vom National Trust gestützt werden, also unter Naturschutz stehen. Etwa 30 black Galloways + Nachzucht, 13 black belted und 2 dun belted Tiere, außerdem 2500 Schafe und 4 Hunde dürfen sie ihr Eigen nennen. Die Zeit auf der Blairvockie – Farm war für die meisten von uns das absolute Highlight. Wir wurden in einem Futterhänger stehend von einem Traktor den Berg hochgefahren. Unterwegs zu den Tieren fanden wir atemberaubende Panoramen und den schönsten Blick auf Loch Lomond vor. Wir waren tief beeindruckt, auf welch weiten Flächen die Galloways lebten. Futter satt und Wasser aus den Bergquellen – Natur pur!
Den Abend verbrachten wir in einem gemütlichen Pub bei Bier und Whisky.

Der letzte Tag begann mit einer 3 stündigen Autofahrt ins 200 Meilen entfernte Ennerdale nahe dem Cleator Moor zu Richard und Alison Maxwell. Der Name ist Zufall, beide Maxwell – Farmen haben nichts miteinander zu tun. Im wunderschönen Lake District National Park bewirtschaftet der hauptberufliche Feuerwehrmann mit seinen insgesamt 28 Kühen und 9 Färsen über 40 ha Grasland. Wir sahen eine beeindruckend homogene großrahmige Herde. Dank eines Pachtvertrags mit der Forestry Comission ist es Richard erlaubt, seine Tiere als Teil des „Wild Ennerdale Project“ Ende des Jahres für die Landschaftspflege in die Wälder zu treiben. Danach werden die Kälber abgesetzt.
Bei Tee und Gebäck auf dem Hof lernten wir Alison Maxwell und Tochter Rebecca kennen. Sie bleiben uns als sehr herzliche gastfreundliche Menschen in Erinnerung.

Das Ende unserer Reise zu den Galloways war gekommen und wir mussten schweren Herzens die Heimfahrt Richtung Blackpool in England antreten, da unsere Flieger am kommenden Tag von Manchester abflogen. Ein Spaziergang entlang der Strandpromenade am Blackpool Tower mit Blick auf den Atlantik gab dieser Tour einen würdigen Abschluss.
Es war eine Fahrt, die unsere Erwartungen an Schottland über alle Maßen übertraf. Auch konnten wir uns über das Wetter nicht beschweren. Wir Jungzüchter des BDG bedanken uns bei Marianne Wille und Horst Kraft für die Organisation dieser unvergesslichen Reise quer durch Schottland. Gern kommen wir wieder in das Land, in dem unsere Galloways zu Hause sind.